C hoch 3 Geschichten - Franz Knipp

Ein erfolgreicher Unternehmer baut sich ein Bürogebäude – klingt nicht nach der typischen Kreativstory. Franz Knipp, Softwareentwickler und Teilnehmer an C hoch 3 Burgenland 2012 beweist auf sensible Weise, dass Kreativität und wirtschaftlicher Erfolg treffend zusammengehen
Software – das soll kreativ sein? Für ihn ja, sagt Franz Knipp, Softwareentwickler aus Oslip im Burgenland. Wenn er auf der Website seines Unternehmens qnipp seine Dienste beschreibt, ist „auch der Einsatz aktueller Erkenntnisse im Bereich von Software-Design bzw. Code-Architektur“ ganz vorne dabei. Für große Unternehmen ersinnt qnipp Softwaresysteme und mobile Applikationen, launcht diese nach einem intensiven Entwicklungsprozess und betreut das laufende System danach im Rahmen eines Wartungsvertrags – panische nächtliche Anrufe von Kund/innen inklusive.
Seit Oktober 2011 tut Franz Knipp dies selbstständig. Das, wofür er zuvor jahrelang als Angestellter nach Wien pendeln musste, macht er nun vom eigenen Grundstück aus. Neben dem Wohnhaus steht das frisch errichtete Bürogebäude, wo er mit seiner Frau, ihres Zeichens ebenfalls Softwareentwicklerin, und einer Büromitarbeiterin zusammenarbeitet. Da die Wohnung nicht weit ist, tummeln sich natürlich auch die beiden Kinder der Knipps regelmäßig im Büro. Ein/e weitere Entwickler/in wird aktuell gesucht.
„Ich hätte mich vielleicht nicht so davor fürchten müssen. Es hat sich nicht die Welt verändert“, resümiert Knipp das erste Jahr der Selbstständigkeit. Verantwortung hatte er immer schon übernommen, war privat als Vereinskassier tätig und engagiert sich ehrenamtlich bei einem Chor. Auch im alten Job – Hauptgrund für den Wunsch nach Freiheit – war er für so viel zuständig, dass er sich genau so gut als Geschäftsführer hätte bezeichnen können. Wie er sich organisieren sollte, wusste er also bereits, und finanziell war auch alles durchgerechnet worden.
Dennoch, als zwei Monate nach Beginn seiner Selbstständigkeit eine Aussendung der Wirtschaftskammer ins Haus segelte, wurde Knipp hellhörig und bewarb sich für C hoch 3 im Burgenland. „Meine eigene Tätigkeit fasse ich als Kreativtätigkeit auf, und im Umfeld habe ich viel mit externen Kreativen, zum Beispiel Grafiker/innen, zu tun. Daher war mir wichtig, mich mit den Leuten aus der Region zu vernetzen, um einander bei der Arbeit zu unterstützen und gemeinsam Projekte zu machen.“
Diese Erwartung erfüllte sich: Der neue „Hausfotograf“ von Knipps Chor, der Live-Musiker und die Künstlerin, deren Arbeit bei der Eröffnungsfeier seines Büros zu bewundern ist, stammen alle aus dem Netzwerk von C hoch 3. Inhaltlich erwiesen sich C hoch 3 für Franz Knipp dafür als Überraschung: „Ich hatte gedacht, dass ich mich in den meisten Dingen gut auskenne, etwa was Steuerliches und Rechtliches betrifft.“ Und doch gab es hier jede Menge zu lernen, auch in Sachen Kreativitätstechniken und Business Model Generation. „Das war spannend, weil es in den Bereich geht, in den ich mich hineinentwickeln möchte. Ich wäre gerne mehr Start-up, möchte völlig neue Dienste entwickeln, da sind diese Techniken hilfreich.“
Eine neue Erfahrung zeigte sich für Knipp in der Teamarbeit. „Durch die Freiwilligkeit der Teilnahme entstand eine besonders angenehme Atmosphäre. Bei einem der Kooperationsprojekte innerhalb von C hoch 3drehte es sich um meinen Bürobau. Ich hatte im Team eine Architektin und einen Designer, der auch Innenarchitektur macht.“ Die Gruppe engagierte sich über Gebühr, kam extra etwa von St. Pölten nach Oslip angefahren. „Diese Dynamik hat mir total getaugt.“ Für die weitere Gestaltung des Bürogebäudes war diese Erfahrung von großem Einfluss. Der vielfältige professionelle Input half Knipp, sich zu fokussieren und zu definieren, was er mit dem Büro wirklich erreichen wollte. „Von alleine wäre ich zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, welchen Einfluss Farbe an den Wänden auf die Arbeitsatmosphäre hat“, gesteht er.
Die Erkenntnisse aus der Teilnahme an C hoch 3 möchte Knipp, nun, da die aufreibende Bautätigkeit hinter ihm liegt, in die Entwicklung eigener mobiler Applikationen legen: kreative Prestigeprojekte, die natürlich auch verkauft werden sollen. Bis dahin nutzt er die Netzwerke und Kooperationen, die für ihn inzwischen so selbstverständlich sind, dass „ich sie schon gar nicht mehr mit C hoch 3 assoziiere“. Beispielsweise ist er Teil des „Mikromischkonzerns“ Super-Fi, ein Netzwerk, in dem Medien-, Software- und andere Kreativunternehmen zusammenarbeiten.